Eine Diabetiker-Pumpe, die auch Glukose zuführt – „warum gibt es das noch nicht?“, fragten sich vier Abiturientinnen der Beruflichen Schulen und schrieben darum einen Businessplan für ihre Idee.
Witzenhausen – Unsichtbare Krankheiten bergen viele Herausforderungen. Während andere junge Leute etwa einen geselligen Abend mit dem ein oder anderen Bier genießen können, müssen Diabetiker mit Insulin-Pumpen aufpassen: Denn etwa bei Alkoholkonsum steigt das Risiko einer Unterzuckerung. Der Blutzuckerspiegel ist zwar messbar, doch Über- oder Unterzuckerungen werden häufig nicht zeitig wahrgenommen. Eine Pumpe, die in kritischen Momenten auch selbstständig Glukose zuführt, wäre da die Lösung. „Warum gibt es das noch nicht?“, fragten sich Schülerinnen der Beruflichen Schulen in Witzenhausen und entwickelten im Rahmen des Wirtschaftsunterrichts einen Businessplan für ihre Idee – und qualifizierten sich damit für das Pitch-Event von „Jugend gründet“ in München am morgigen Freitag.
Ob ein Kissen, das Temperaturregelung und Duft zu einem verbesserten Schlaf beiträgt oder eine App für einen online Kleiderschrank zur Outfit-Wahl – ihr Wissen, das sie über die vergangenen drei Jahre im Grundkurs Projektmanagement der Lehrerin Alicia Andrecht gesammelt haben, konnten ihre Schüler mit Schwerpunkt „Wirtschaft und Verwaltung“ in eigenen Geschäftsideen unter Beweis stellen. Dabei waren konkrete Aspekte eines Businessplans, etwa eine Zielgruppenanalyse, Vermarktung und Kostenplanung, gefragt: „Uns war es wichtig, ein Produkt zu entwickeln, das sinnhaft ist“, sagt Katharina Osterhorn. Die 19-Jährige leidet selbst seit neun Jahren an Diabetes und kann darum aus erster Hand von den alltäglichen Schwierigkeiten berichten. „Es ist an manchen Ecken ausbaufähig“.
So entschlossen sich die Schülerinnen – durch mehrere Jahre Unterricht an einem Gruppentisch zusammengeschweißt – mit der Diabetikerpumpe „Helga“ einen Alltagsbegleiter zu schaffen, der nicht nur Insulin, sondern auch Glucose zuführt. Bislang bewegt sie dich Idee der vier Schülerinnen auf theoretischem Grund. „Inwieweit es möglich wäre, so einen Prototyp zu entwickeln, wird sich in der Zukunft zeigen“, sagt Lena Kohlstädt. Doch die Vorstellung, „Helga“ irgendwann Wirklichkeit werden zu lassen und Diabetikern damit mehr Sicherheit und Lebensqualität zu geben, motiviere die Gruppe sehr.
Schließlich habe die Erkrankung Osterhorns bereits in der Vergangenheit zu schwierigen Situationen geführt. „Wir haben uns gewundert, warum es sowas nicht schon gibt“, sagt Marie Rohrhisch. Doch in der Diabetes-Forschung stehe insbesondere die Untersuchung von Insulin im Fokus. Dass ihre Produktidee jedoch gar nicht weit hergeholt ist, hat sich das junge Team seitens Medizin-Forscherin Doktor Christine Behnet bestätigen lassen.
So war auch die Jury von „Jugend gründet“ überzeugt von dem Projekt: „Unabhängig von der Idee, die ja auch einen gesellschaftlichen Nutzen bringt, war der Businessplan unter den besten 32 von insgesamt 1177 eingereichten Businessplänen“, sagt Lehrerin Alicia Andrecht, die das Schulprojekt mit einer 2+ benotete. Schließlich sei der Plan, den die Berufsschülerinnen ausgetüftelt haben, nicht perfekt. Dennoch überzugte ihr Geschäftsidee das Team von „Jugend gründet“ so sehr, dass sie sie beim Pitch-Event einer hochkarätigen Jury präsentieren.
Aber von Aufregung bei den Schülerinnen keine Spur – zumindest noch nicht. „Die kommt wahrscheinlich erst kurz davor“, sagt Osterhorn. So werden etwa Kerassa Wassermann von der Porsche AG und Axel Täubert von Google Germany die Präsentation der jungen Gründerinnen beurteilen und sie im Anschluss mit Fragen löchern. Doch ihre Lehrerin zeigt sich optimistisch mit Blick auf diese Herausforderung: „Ihr brennt ja für eure Idee.“ Vielleicht ja so sehr, dass es reicht, sich mit einem ersten Platz in München für das Bundesfinale zu qualifizieren.
„Wir hatten eigentlich überlegt, noch einen Tag länger zu bleiben“, sagt Andrecht. Doch mit den Vorbereitungen auf die Abitur-Klausuren im Kopf – für die die Schülerinnen parallel zu den Vorbereitungen auf das Event auch fleißig lernen – sei der verlängerte Ausflug leider nicht drin.
entnommen aus: HNA online 20.03.2025 (Autorin: Kern, E.)
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